Gibt es den "richtigen" Anfang für ein Betriebliches Gesundheitsmanagement?
Sie können sicherlich die Antwort schon erahnnen -
„Nein, den einen goldenen Weg gibt es nicht.”
Tja, und nun? Heißt es doch, dass Sie etliche Bücher und Artikel lesen müssen, um den passenden Ansatz für Ihr Unternehmen zu finden? Oder schlimmsten Falls wieviel gescheiterte Versuche müssen ins Land gehen, damit es klappt?
Gut Sie wissen, auf jeden Fall danach, was nicht klappt. Aber haben Sie danach noch die Motivation bzw. das Geld weiterzumachen? Ist das Projekt „BGM“ dann noch glaubwürdig und wird entsprechend von den Angestellten angenommen? Die Realität zeigt leider, dass positive Ansätze BGM im Unternehmen einzuführen dann eher im Sande verlaufen.
Hier stelle ich Ihnen meine 3 Grundprinzipien für die erfolgreiche Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements im Unternehmen vor, damit Ihr Projekt nicht nur eine Eintagsfliege wird. Im ersten Teil beschäftigen wir uns heute mit Prinzip 1. Prinzip 2 und 3 stelle ich Ihnen im zweiten Teil dieser Beitragsserie vor.
Think big, start small, scale fast
Eigentlich kommt dieser Leitspruch aus dem Bereich Innovation und hat seinen Ursprung bei McDonald’s. Doch wir können ihn prima für die ersten Überlegungen zum Thema Implementierung nutzen.
Think Big
Viele starten z. B. mit einem Gesundheitstag. An sich ist das auch keine schlechte Idee. Das entspricht dem Ansatz „start small“. Es ist ein abgegrenzter Zeitraum, der sich finanziell gut abschätzen lässt. Die Mitarbeiter*innen können qualitativ guten Input in recht kurzer Zeit bekommen und der Ausfall von Arbeitskraft ist auch überschaubar. Eigentlich alles ziemlich gute Gründe für einen Gesundheitstag im Unternehmen. Unter bestimmten Voraussetzungen können Gesundheitstage eine sehr gute BGM-Maßnahme sein.
Nun kommt mein großes ABER. Ich erlebe es leider oft, dass diese Voraussetzungen nicht gegeben sind. Das fängt bei dem Punkt „think big“ an. Oft gibt es nämlich keine Vision bzw. Ziele wie sich langfristig das Betriebliche Gesundheitsmanagement im Unternehmen auswirken soll. Das ist aus meiner Sicht so schade, da eine Intention genau der Fahrtwind ist, den solche Projekte brauchen. Ein Gesundheitstag ohne dahinterstehender Vision bzw. Ziel ist für mich, wie sich im Januar beim Fitnessstudio anzumelden, aufgrund eines allgemeinen Unwohlseins ein paar Kurse zu besuchen, um dann langfristig als Karteileiche zu enden und unnötig Geld auszugeben. So ist es dann leider auch bei manchen Firmen mit dem BGM - es existiert nur noch auf dem Papier und Maßnahmen haben unnötig Geld gefressen, ohne das Effekte entstanden sind.
Also mein Plädoyer an Sie:
Überlegen Sie sich bitte, warum Sie BGM in Ihrem Unternehmen einführen wollen.
Hierbei können Sie sich folgende Fragen stellen:
Was ist der ausschlaggebende Punkt für mich/uns, dass wir uns jetzt mit diesem Thema befassen?
Wie soll das Betriebliche Gesundheitsmanagement in meiner/unserer Firma gelebt werden?
Wie sollen sich Maßnahmen auf meine/ unsere Unternehmenskultur auswirken?
Was soll auf keinen Fall passieren?
Was bin ich/ sind wir bereit dafür zu geben und was bin ich/ sind wir nicht bereit dafür zu geben?
Was sollen meine/ unsere Mitarbeiter-innen in 5 Jahren zu diesem Thema berichten können?
Welchen Nutzen soll das BGM für mich/ uns haben?
Mit diesen Fragen erhalten Sie die Basis für Ihr individuelles BGM. Es ist auch völlig ok, wenn in dieser Phase rauskommt, dass Sie zwei Events im Jahr zum Thema Gesundheit planen wollen. Das ist dann auf jeden Fall sehr viel ehrlicher und authentischer, als wenn Maßnahmen nur aus blinden Aktionismus „Das machen zur Zeit alle.“ gestartet werden.
Auch wenn zwei Events erstmal wenig klingen, aber hier gilt dann ebenfalls „think big“. Soll heißen: Was wäre das bestmögliche Ergebnis, welches Sie sich für diese zwei Events vorstellen könnten? Wie können Sie Dieses erreichen? Ziel ist es effektiv den höchsten Nutzen für das Unternehmen zu erhalten.
Start Small
Sie denken jetzt bestimmt, dass ist nur mit einem entsprechend großen Budget möglich? Das muss nicht so sein. Der ausschlaggebende Faktor ist hier eindeutig die Kreativität. Sie möchten z. B. ein Event zum Thema Ernährung planen. Also warum streben Sie nicht Kooperationen mit Unternehmen an, die regionale Produkte vertreiben?
Das ist für Sie beide eine Win-Win-Situation.
Das kann schlussendlich für Sie preisgünstiger sein, als wenn Sie ein entsprechendes Buffet bestellen. Oder greifen Sie auf die Ressourcen der eigenen Mitarbeiter*innen zurück.
Beim zweiten Event kann z. B. das Thema Stressbewältigung angegangen werden. Hier könnte man einen Keynote Speaker zu diesem Thema einladen, um dann anschließend in mehreren parallel laufenden Workshops in Form von Gesundheitswerkstätten tiefergehende Themen zu bearbeiten. Mit diesem Konstrukt fällt wahrscheinlich nur der Keynote Speaker zu Buche und die darauffolgenden Gesundheitswerkstätten können von den Mitarbeiter*innen selbst durchgeführt werden.
Also was können wir bis zu diesem Punkt festhalten. Wichtig für Ihr BGM-Projekt ist es, dass es eine Vision/ ein Ziel hat. Hierbei ist es erst einmal unerheblich, wie groß das Projekt tatsächlich ausfällt. Nur bitte schlagen Sie auch nicht in das andere Extrem und wollen von heute auf morgen Ihre gesamte Belegschaft auf „gesund trimmen“. Denn wie es so schön heißt: weniger ist manchmal mehr - deshalb „start small“. Die Gefahr besteht sonst, dass Sie Ihre Mitarbeiter*innen überfordern und somit auch schnell die Lust an dem Thema verloren geht.
Im nächsten Beitrag zeige ich Ihnen weitere Möglichkeiten auf, wie Sie mit BGM starten können. Nun aber erst einmal zum letzten Punkt unseres Leitsatzes:
Scale fast
Da sind wir nämlich bei den Punkten Nachhaltigkeit und Feedbackkultur angekommen. In unserem Kontext bedeutet das, dass Maßnahmen aus dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement auch wirklich evaluiert werden, also im Sinne von
„finde Kennzahlen, an denen du dich messen kannst“.
In der Literatur wird dieser Punkt auch als „wachse schnell“ verstanden. Um diese zwei Richtungen besser abgrenzen zu können, wird jetzt vielfach auch zwischen „grow fast“ und „learn fast“ unterschieden. Uns interessiert hierbei vor allem das Feedback von unseren Beschäftigten. Das „fast“ müssen wir hierbei nicht ganz so ernst nehmen und sollten es eher als zeitnah betiteln. Denn ich finde, es gibt nichts schlimmeres, wenn viel Zeit und Mühe in eine BGM-Maßnahme gesteckt wird und zum Schluss stellt sich heraus, dass Sie völlig als unnötig von den Beschäftigten empfunden wurde.
Das heißt für Sie, holen Sie sich das Feedback von den Teilnehmenden vorher ein, um entsprechend bei weiteren Maßnahmen dieses berücksichtigen zu können. Hierbei müssen nicht auf lange Fragebögen zurückgreifen. Nutzen Sie lieber z. B. die Feedbackhand und lassen Sie diese als Plakat drucken, sodass jeder gleich vor Ort sein Feedback eintragen kann. Eine Auswertung ist somit viel leichter und schneller durchzuführen. Sollte das offene Feedback geben in Ihrem Unternehmen eher problematisch sein, können Sie die Hand auch in Postkartengröße ausdrucken und ein Karton aufstellen, in dem die Karten abgegeben werden können.
So sind Ihre Maßnahmen langfristig nicht nur nachhaltig, sondern Sie haben ein einfaches Element, um Ihre Beschäftigten zu beteiligen.
Das war jetzt schon Einiges an Input. Ich kann Ihnen nur empfehlen, probieren Sie es aus und machen Sie Ihre eigenen Erfahrungen mit dem Thema. Haben Sie Fragen? Hier können Sie uns gerne kontaktieren. Im nächsten Teil geht es dann u.a. darum, wie Sie vorhandene Bausteine aus der Arbeitssicherheit für Ihr BGM Projekt nutzen können.
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